Tennis: Die Herren 40 des gastgebenden TC BW Bohlsbach peilen am Wochenende ihren vierten deutschen Meistertitel an. Doch auch die Konkurrenz ist gespickt mit ehemaligen Weltklasse-Spielern.


Aufschlagriese Ivo Karlovic soll den TC BW Bohlsbach zum vierten DM-Titel führen. Foto: Peter Heck

VON HEIKO RUDOLF

Offenburg-Bohlsbach. Ivo Karlovic, Jiri Novak, Nicolas Kiefer, Tommy Robredo, Arnaud Clement, Thomas Enquist und Paolo Lorenzi – was klingt wie das Teilnehmerfeld eines Grand-Slam-Turniers aus den 1990er- oder 2000er-Jahren ist nur ein Teil der namhaften Liste ehemaliger Weltklasse-Tennisspieler, die am Wochenende bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Herren 40 in Offenburg-Bohlsbach aufschlagen.
„Das ist das bisher am stärksten besetzte Finalturnier aller Zeiten, alle vier Teams haben sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals verstärkt. Insgesamt sind 15 bis 20 Spieler dabei, die einst unter den Top 50 der Weltrangliste geführt wurden“, ist die Vorfreude bei Marc Baumann, Mannschaftsführer des TC BW Bohlsbach, nach 2017 zum zweiten Ausrichter des Final-Four-Turniers, riesig. Und der Titelverteidiger aus der Ortenau geht erneut als Mitfavorit ins Rennen: „Es ist unser Anspruch, zu Hause den Titel zu gewinnen.“ Es wäre die vierte deutsche Meisterschaft bei der siebten Endrunden-Teilnahme in Serie für die Mannschaft aus dem Offenburger Norden, die mit sechs Siegen aus sechs Spielen souverän den Meistertitel in der Regionalliga Südwest vor dem TC BW Bad Ems verteidigte und dabei lediglich sieben Matchpunkte und 19 Sätze abgeben mussten.

Karlovic als Trumpf
Diese Dominanz kam sicher auch dadurch zustande, dass der ohnehin namhafte besetzte Bohlsbacher Kader zu dieser Saison zusätzlich verstärkt wurde. Denn neben dem Tschechen Jiri Novak (ehemalige Nummer 5 der ATPWeltrangliste), der in seiner Karriere unter anderen Roger Federer, Boris Becker, Pete Sampras und Andre Agassi bezwingen konnte, Novaks Landsmann Jaroslav Pospisil (aktuell Nummer 751 ATP), dem Franzosen Stephane Robert (ehemalige Nummer 50 ATP) sowie den ehemaligen deutschen Davis-Cup-Spielern Alexander Waske (ehemalige Nummer 89 ATP), der 2005 den World Team Cup gewann, und David Prinosil (ehemalige Nummer 28 Einzel-ATP und 12 Doppel-ATP), der 1993 im Doppelfinale der French Open stand und 1996 Olympia-Silber im Doppel gewann, ist der Kroate Ivo Karlovic als neue Nummer eins in die Ortenau gekommen. Der 2,11-Meter-Hühne stand noch 2021 im Hauptfeld der US Open und hielt bis Juni diesen Jahres den Weltrekord mit den meisten Assen auf der ATP-Tour (13.278). Außerdem war sein mit 251,4 km/h gemessener Aufschlag aus dem Jahr 2011 damals Weltrekord. Die ehemalige Nummer 14 der Weltrangliste gewann auf der ATP-Tour acht Titel, stand 2009 im Halbfinale von Wimbledon und gewann mit Kroatien 2005 den Davis Cup. Das Bohlsbacher Team wird komplettiert durch Jakub Herm-Zahlava, Marcus Hilpert, Martin Sinner, Frank Moser, Bohdan Ulihrach und Marius Gogonea.
Doch trotz dieser großen Namen dürfte der „Titelgewinn dahoam“ kein Selbstläufer für die Blau-Weißen werden. „Alle vier Mannschaften sind bärenstark besetzt, jeder kann jeden schlagen“, weiß Marc Baumann mit Blick auf die drei Kontrahenten, die bereits im Vorjahr beim Finalturnier in Ratingen um den Titel kämpften. Denn gerade der TC SSC Berlin, ungeschlagener Meister der Nordost-Staffel, der im Entscheidungsspiel Jade TG Wilhelmshaven mit 7:2 in die Schranken wies, ist zumindest von den Namen her nicht minder stark besetzt. Angeführt wird das Aufgebot des Hauptstadt-Clubs vom spanischen Sandplatz- Spezialisten Tommy Robredo, der erst im Mai in Barcelona von der ATPTour verabschiedet wurde. Der ehemalige Weltranglistenfünfte zog siebenmal in ein Grand-Slam-Viertelfinale ein und gewann dreimal mit Spanien den Davis Cup.
Berlin stark besetzt
Hierzulande bestens bekannt ist auch Nicolas Kiefer. Die ehemalige Nummer vier der Welt zog 1999 ins Masters ein und gewann 2004 Olympia- Silber im Doppel. Weltklasse verkörpern beim deutschen Meister von 2019 auch der Marokkaner Hicham Arazi (ehemalige Nummer 22 ATP und vierfacher Grand-Slam-Viertelfinalist), der Franzose Arnaud Clement (ehemalige Nummer 10 ATP, Australian-Open-Finalist 2001, langjähriger Davis-Cup-Spieler) sowie der Schwede Thomas Enqvist (ehemalige Nummer 4 ATP und Australian-Open-Finalist 1999) und Björn Phau (ehemaliger Top- 60-Spieler).
Auch ohne die ganz großen Namen rechnen sich auch der ungeschlagene Meister der Regionalliga West, Ratinger TC, sowie der ebenfalls ungeschlagene Südost-Meister TC Pfarrkirchen Chancen aus. Für Ratingen spielen eine ganze Reihe nicht so bekannte, aber sehr gefährliche Spanier wie Oscar Hernandez (ehemalige Nummer 48 ATP), Joaquin Munoz Hernandez (ehemalige Nummer 157 ATP) und Ruben Ramirez Hidalgo
Der niederbayrische Vertreter Pfarrkirchen will mit seinen beiden neuen Spitzenspielern ein Wörtchen um die Titelvergabe mitreden. An Position 1 schlägt der Italiener Paolo Lorenzi auf, aktuell noch die Nummer 545 der Weltrangliste, der 2016 das ATP-Turnier in Kitzbühel gewann und ein Jahr später bis auf Rang 33 der Welt kletterte. Der an Position 2 gemeldete Tscheche Jan Mertl rückte 2006 erstmals in die Top 200 der Welt vor und steigerte sich bis auf Rang 163. Noch weiter vorne platziert waren einst der Tscheche Tomas Zib (51 ATP) und der Österreicher Werner Eschauer (52 ATP).
Bei der Mannschaftsführersitzung am Samstagvormittag teilt der Oberschiedsrichter die Halbfinal-Begegnungen (Samstag, 10 Uhr) anhand der Leistungsklassen der anwesenden Spieler ein. „Es sieht so aus, dass wir wie im Vorjahr auf Pfarrkirchen treffen und Berlin auf Ratingen“, prognostiziert Baumann, der mit den Verantwortlichen des TC BW Bohlsbach auf die Veranstaltung hinfiebert, die im Finale am Sonntag (10 Uhr) mit dem Titelgewinn gekrönt werden soll: „Wir freuen uns auf viele Zuschauer und attraktive Spiele. Hoffentlich spielt das Wetter mit.“ Der Eintritt ist frei.

Bericht vom 09.09.2022 hier. 


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